Was sollte ich beim Packen für einen Umzug ins Ausland berücksichtigen? Wie kann ich mein Kind mit der Sprache in unserem neuen Heimatland vertraut machen?

„Kindgerecht umziehen in ein fremdes Land“ – Teil 6

Was sollte ich beim Packen für einen Umzug ins Ausland berücksichtigen?

Ein sehr greifbarer Meilenstein – sowohl für Erwachsene als auch für Kinder – ist das Packen. Die Schwierigkeit besteht darin, zu entscheiden, auf welche Kleider, welches Spielzeug etc. längere Zeit verzichtet werden kann. Wenn ihr ins weit entfernte Ausland zieht, braucht der Container mit eurem Hab und Gut meist mehrere Wochen oder gar 2-3 Monate.

Kids bei der Auswahl von Kleidung und Spielsachen beteiligen

Als es bei uns ans Packen der Kleidung von den Kids ging, habe ich eine Vorauswahl getroffen und bin diese dann mit meiner Tochter durchgegangen. Bei ein paar Sachen – wie beispielsweise welche drei Leggings in den Koffer kommen – hat sie meine Auswahl „korrigiert“. Insgesamt ging die Kleiderwahl aber so recht fix.

Anders war das bei den Spielsachen. Sie wollte natürlich am liebsten alles in ihren kleinen Handtrolley packen. Wir haben dann gemeinsam überlegt, mit was sie in den letzten Tagen gespielt hat und was ihr aktuell besonders Spaß macht. Auf Basis der Überlegung konnten wir zügig alles in ihren Koffer werfen 😊 Dabei hat sie gemerkt, dass größere Sachen nicht in ihren Koffer passen. Das war die Gelegenheit, mit ihr nochmal über den Container und die Reisezeit zu sprechen. Sie schien es zu verstehen. Wirklich abschätzen konnte sie den Zeitraum natürlich nicht, aber ihr wurde zumindest bewusster, warum manche Dinge wie der Puppenwagen, das Laufrad etc. nicht mit ins Flugzeug können.

Ordentlich gepackt habe ich übrigens am nächsten Tag, als sie im Kindergarten war. 😉

Sitenote: Auch wenn ihr den Umzug als tolle Gelegenheit erkennt ordentlich auszumisten, nehmt die Sachen eurer Kinder alle mit bzw. lasst nicht einfach Dinge „verschwinden“. Im neuen Heimatland kann plötzlich das monatelang nicht bespielte Kuscheltier enorme Bedeutung haben. Teilweise möchten Kids in der neuen Heimat wieder in den Buggy, um einen sicheren Ort zum Beobachten zu haben. Den Frust könnt ihr euch und eurem Kind ersparen. Lieber dann frühzeitig – gefühlt vom Umzug unabhängig – Dinge gemeinsam aussortieren und spenden / verschenken/ …

Lieblingsmarken „vorshoppen“

Wer ein Kind hat, dass sich Kleidung schon gerne selber aussucht oder dem nur bestimmte Marken passen, sollte nochmal shoppen gehen. Ist im neuen Heimatland die Lieblingsmarke nicht verfügbar, ist es für den Anfang einfacher, Ersatz oder auch die nächste Kleidergröße parat zu haben.

Teilweise fällt die Kleidung anders aus, ist nicht von derselben Qualität oder ist deutlich teurer als in Deutschland. Diese Erfahrung habe ich bspw. bei H&M in den USA gemacht.

Regenkleidung oder Matschehosen sind hier in den USA deutlich weniger verbreitet und daher teurer. Ich bin nach wie vor froh, die nächsten Größen geshoppt zu haben, bevor es für uns nach Amerika ging.

Kleine Freuden erhalten gute Laune bei langer Reisezeit

Wovon unsere Kids nichts wussten, war Mamas geheime Überraschungstasche. Ich habe kleine ZIP Beutel vorbereitet mit unterschiedlichen Spielsachen für unterwegs im Flieger (Danke an eine erfahrende Expatmama für diesen Tipp). Teilweise Sachen von uns, teilweise neu gekaufte. Beispielsweise habe ich eingepackt: Kartenspiel (Dobble), Playmobil-Set, Mal-Set, Lego-Set, Rätselheft, Pixie-Buch, Autos.

Achtung: lieber nicht zu viele Teile und nichts, was durch das ganze Flugzeug rollen könnte 😊

Sonstiger Kinderkram

In unseren großen Koffer kamen auch noch ein paar neue deutsche Bücher (Lesemaus und Pixie-Bücher wegen des Gewichtes), weil es die in den USA selten oder nicht zu kaufen gibt. Neben der Nachtlampe habe ich auch das Kopfkissen meiner Tochter in den Koffer gequetscht – weil sie beim Schlafen recht eigen ist. Zwei Kindergeschirr-Sets inkl. Kinderbesteck hatte ich außerdem in einem unserer sieben Koffer. Unsere Kids haben in der neuen Heimat anfangs nichts anderes benutzt – was mich bestätigt, dass das eine gute Idee war.

Snacks

Die liebsten Snacks haben wir ebenfalls in ausreichender Zahl eingepackt – ins Handgepäck, in die Koffer als auch in Kisten im Container. Bei der Auswahl durfte meine Tochter mitentscheiden, die Anzahl habe ich kalkuliert 😊. Gutschmeckende, nahezu gesunde oder zuckerfreie Snacks für die Kids zu finden, hat sogar länger gedauert, als ich dachte.

Möbelpacker

Wenn die Koffer gepackt sind, kommt meist als nächstes das Möbelpacker-Team. Da es sich um Fremde handelt, die in erstaunlicher Geschwindigkeit alles unsentimental einpacken, lasst die Kinder während der Zeit bestmöglich fremd betreuen.

Sitenote: Es ist ratsam, beim Einpacken genau hinzuschauen. Ist die Beschriftung eindeutig? Macht es wirklich Sinn bestimmte Dinge zusammen zu packen? Sollen manche Dinge nicht eingepackt werden?

Das Auspacken und der Aufbau im neuen Heimatland werden erheblich erleichtert, wenn ihr beim Einpacken gut mit Acht gebt (so ist unsere Erfahrung – bzw. hätten wir das mal besser machen sollen). In der Regel sind es nicht die gleichen Leute, die ein und auspacken. Und wenn es noch nicht einmal die gleiche Firma ist, kann es den Möbelpackern in Deutschland etwas mehr egal sein, wie gut gepackt und beschriftet wurde.

Voller oder leerer Abschied?

Je nach Charakter eures Kindes, könnt ihr Abschied nehmen bevor die Möbelpacker kommen oder nachdem alles eingepackt und das alte Zuhause leer ist.

Wir haben am Tag als die Möbelpacker kamen, morgens ein Abschiedsfrühstück in der Wohnung veranstaltet und uns dann von der vollen Wohnung verabschiedet. Nach dem Kindergarten ging es an dem Tag zu Oma und Opa. Wir haben dort die restlichen Tage in Deutschland verbracht. Wir hatten das Gefühl, dass es für unsere Kids besser war, ihr Zimmer bzw. ihr Zuhause in Erinnerung zu behalten, wie sie es kannten und nicht leer. Andererseits kann es auch für die Kids cool sein, nochmal durch die leeren „Hallen“ zu flitzen, um zu kontrollieren, ob auch alles eingepackt wurde.

Vertrautes Essen & Rituale mitnehmen

Ein Umzug ins Ausland bringt so viele Veränderungen mit sich, dass bekannte Kleinigkeiten einen großen Unterschied machen können. Vertrautes gibt Kindern Sicherheit und Orientierung. Wenn ihr einen bestimmten Tagesablauf oder Rituale hattet, versucht diese auch im neuen Heimatland beizubehalten. Auch wenn es beispielsweise „nur“ das Zähneputzen auf dem Badewannenrand ist. Sicherheit geben auch alte Bekannte wie das Lieblingsmüsli zum Frühstück, der Fruchtriegel aus dem Drogeriemarkt für zwischendurch oder das eigene Kindermesser am Abend beim Abendbrot. Bis ihr eure präferierten Einkaufsläden und Lieblingsmarken gefunden habt, helfen diese Kleinigkeiten in Verbindung mit der alten Heimat zu bleiben und beugen Frust vor.

Apropos Drogeriemarkt. Wir sind nach wie vor überrascht, wieviel eingeschränkter das Angebot an Drogerieartikeln hier in den USA ist und was diese dann auch noch kosten. Und gerade wer Kinderprodukte ohne Zusätze oder grässliche Geschmacksrichtungen oder ph-neutrale Shampoos oder Duschgels bevorzugt, bringt bestmöglich einen Vorrat aus Deutschland mit. Unsere Kinderzahnpasta und Kinderzahnbürsten kommen nach wie vor aus Deutschland – zur Not per Post zu horrenden Lieferkosten.

Schier verzweifeln kann ich auch beim Thema Waschen. Kleine Kinder produzieren nun mal viel Wäsche. Unsere Kids dürfen sich schmutzig machen 😉 Wir haben in unserem Haus (leider) einen Toploader. Diese Art Waschmaschine reinigt nicht wirklich gut. Zusätzliches Problem: Es gibt kaum Waschpulver und kaum Waschmittel ohne Bleiche zu kaufen. Meine letzte Anschaffung in Bezug aufs Waschen war daher eine Box Persil Waschpulver für 60 Dollar online bestellt… Noch Fragen? 😉

Sitenote: Zu beachten sind die jeweiligen Zoll und Einfuhrbeschränkungen.

Wie kann ich mein Kind mit der Sprache in unserem neuen Heimatland vertraut machen?

Nachdem wir unserer Tochter (zu dem Zeitpunkt 3 Jahre alt) von unserem Umzug nach Amerika erzählt hatten, habe ich sie unterwegs immer mal darauf hingewiesen, wenn jemand eine andere Sprache als Deutsch benutzte. In der Straßenbahn, beim Einkaufen oder im Radio. Ihre Freundin war in einer Bilingualen Kita, so dass wir sie nach ein paar englischen Worten fragen konnten. Beim Frühstück oder Abendbrot haben wir manchmal die Dinge auf dem Tisch englisch benannt. Aber nur, wenn unsere Tochter darauf Lust hatte.

Eine spielerische Vorbereitung ist auch mit – in unserem Fall englischsprachigen – (Kinder)Liedern oder Videos möglich. Unsere Tochter hat beispielsweise Peppa Pig manchmal auf Englisch geschaut. Ist ihr gar nicht aufgefallen 😉 Ihr hat es außerdem Spaß gemacht das Tiptoi Buch „Wir lernen Englisch“ zu benutzen.

Wir fanden es wichtig, sie darauf vorzubereiten, dass in Amerika eine andere Sprache gesprochen wird und wie diese klingt. Dass sie selbst schon Englisch sprechen kann zum Zeitpunkt des Umzuges, fanden wir nicht erforderlich bzw. haben wir nicht erwartet. Wir haben darauf vertraut, dass sie die neue Sprache vor Ort selbständig über den Kindergarten lernt.

Das ist auch so gekommen. Von welchem Zeitraum spreche ich dabei? Verstanden hat sie die Erzieher nach ein paar Wochen. Nach ca. drei Monaten fing sie an, sich zu beteiligen – allerdings auf Deutsch ;-). Antworten auf Englisch hat sie erst nach ca. fünf Monaten gegeben. Mit den Kindern in ihrer Gruppe zu sprechen, hat sie sich länger nicht getraut. Da Kinder nicht extra deutlich oder langsam sprechen, war es für sie schwieriger, diese zu verstehen. Mädchen ab vier Jahren spielen oftmals Rollenspiele und Kommunikation spielt eine größere Rolle. Es hat mir sehr leid getan, wenn sie mir nach der Preschool öfter erzählte, dass sie nicht mit den anderen Mädchen gespielt hat.

Ich möchte noch erwähnen, dass sie super super schüchtern ist und Kommunikation nie ihre Stärke war. Ich kenne andere Expatkinder im selben Alter, die nach einem halben Jahr in Amerika auf Englisch quasseln konnten, als wäre das ihre zweite Muttersprache!

Rückblickend schätze ich, dass es bei unserer Tochter ein Jahr gedauert hat, bis sie sich sprachlich so sicher fühlte, mit allen zu sprechen, sich zu beteiligen und auch auf andere Kinder zuzugehen. Ihr schien das nie viel auszumachen. Sie ging vom ersten Tag an gerne zur Daycare. Ich als Mama habe wohl mehr darunter gelitten, dass sie zunächst wenig Anschluss fand. Heute, nach ca. anderthalb Jahren, spricht sie fließend mit einem zuckersüßen Akzent. Mit ihrer besten amerikanischen Freundin aus der Daycare haben wir regelmäßig Playdates und mein Herz geht auf, wenn ich sie dabei unbekümmert auf Englisch quasseln höre 🙂

Sitenote: Wäre sie älter als 3 Jahre alt gewesen, hätten wir wahrscheinlich darauf hingearbeitet, dass sie schon ein wenig Englisch spricht. Kinder kommen hier in den USA mit fünf Jahren in den Kindergarten, was der deutschen Vorschule entspricht. Die meisten Kids können zu dem Zeitpunkt bereits das ABC und etwas schreiben und lesen. Wir hätten wohl versucht, ihr den Start zu erleichtern, in dem wir ihr Englischunterricht vorab „ermöglichen“.

Mein Tipp ist daher, dass ihr euch erkundigt (z.B. während des Look & See Trips oder über Foren), wie die Kinderbetreuung inhaltlich aussehen wird. Bringt in Erfahrung, welches Vorwissen hilfreich ist, um das Ankommen für euer Kind in der neuen Heimat zu erleichtern – gerade an einem Ort, an dem ihr nicht dabei sein könnt.

Ich wünsche euch viel Spaß und Erfolg bei eurem kindgerechten Umzug ins Ausland. Ein Abenteuer für und mit der ganzen Familie, soviel steht fest. Meine Tipps und Erläuterungen helfen euch hoffentlich diesen großen Schritt für die gesamte Familie ein wenig einfacher zu gestalten. Das allerwichtigste ist und bleibt: Geduld, Aufmerksamkeit und ganz viel Liebe für eure Kids. Alles andere wird – nicht ganz von alleine, aber es wird 😊!

Zurück zu:

Teil 1 : Warum ist eine Vorbereitung auf einen Umzug ins Ausland in jedem Alter sinnvoll? Zu welchem Zeitpunkt sagen wir den Kindern, dass wir in ein anderes Land ziehen?

Teil 2 : Was sollte ich berücksichtigen, wenn ich Freunden und Familie von einem Umzug ins Ausland erzähle? Wie gehe ich mit unterschiedlichen Gefühlen meines Kindes um?

Teil 3 : Wie können wir die Meilensteine eines Umzugs ins Ausland für Kinder begreifbar machen? Wie können Bücher uns bei der Vorbereitung auf einen Umzug ins Ausland unterstützen?

Teil 4 : Wie feiern wir Abschied vor unserem Umzug ins Ausland? Wie wird der Look & See Trip ein Erfolg?

Teil 5 : Welche Rolle spielt das neue Zuhause? Wie erleichtere ich es meinem Kind, neue Freunde zu finden?

Die Tipps basieren auf meiner Erfahrung und sind als Hilfestellung und Ideengeber gedacht. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit. Eltern kennen ihre Kinder am besten. Vertraut auf euer Gefühl, was in eurem individuellen Fall am sinnvollsten ist.

Wer gerne abhakt: Checklisten und Links, damit du effizient planen und packen kannst, bietet das Ausreise-Paket von Expatmamas.de.

(P.S.: Ich bekomme kein Geld für den Hinweis, es handelt sich um eine persönliche Empfehlung!)